Spiegel der Seele

Er verfolgt uns von der Beziehung zur Arbeit und manchmal sogar in den Schlaf – Stress ist die Volkskrankheit Nummer eins und Hauptauslöser für viele organische und psychische Krankheiten. Was viele nicht wissen: Stress wirkt sich auch auf die Gesundheit unserer Augen aus.

DOPING UND ÜBERDOSIS

Wer seine Augen lediglich kurzfristigem Stress aussetzt, hat nichts zu befürchten. Im Gegenteil: Unter Stress wird unser gesamter Körper in Alarmbereitschaft versetzt, der Blick wird dadurch schärfer und fokussierter. Je länger dieses natürliche ‹Doping› unseres Körpers jedoch anhält, desto angestrengter und verschwommener wird die Sicht. Die Ausschüttung von Adrenalin verengt unsere Gefässe, was zu schlechterer Durchblutung und tränenden Augen führen kann. Wer dazu noch den ganzen Tag lang in licht- und luftarmen Räumen vor dem Bildschirm sitzt, verstärkt den Effekt zusätzlich. Wer sich und seine Augen dauerhafter Belastung aussetzt, muss damit rechnen, dass sich mit der Zeit der Augeninnendruck erhöht.

AUGEN-BURNOUT

In den vergangenen Jahren machte auch die Erkrankung RCS unter dem Schlagwort ‹Augen-Burnout› immer wieder Schlagzeilen. Retinopathia centralis serosa, kurz RCS, bezeichnet eine Netzhauterkrankung, die sich vor allem durch gräuliche Flecken im Gesichtsfeld bemerkbar macht. Ausgelöst werden diese Sehbeeinträchtigungen durch austretende Flüssigkeit der Aderhaut, welche unter die Netzhaut wandert und zu einer Ablösung derselben führen kann. Dadurch verschwimmt das Blickfeld zusehends. In schweren Fällen kann die Flüssigkeit sogar die Netzhaut durchbrechen. Als Hauptauslöser wird das Stresshormon Kortisol vermutet, aber auch erbliche Faktoren und Geschlecht scheinen bei der Erkrankung eine Rolle zu spielen. Meist erholen sich die Augen zum Glück schon nach kurzer Zeit von alleine und müssen nur in hartnäckigen Fällen vom Augenarzt therapiert werden.

HÖREN SIE AUF IHRE AUGEN

Allgemein wirkt sich unser seelisches Wohlbefinden viel stärker auf die Gesundheit unserer Augen aus, als man denkt. Depressionen oder Angststörungen machen sich beispielsweise oft auch durch psychosomatische Symptome wie Augenjucken oder dissoziative Sehstörungen bemerkbar, die nicht mit Brille oder Operation behandelt werden können.

Darum lohnt es sich nicht nur, unseren Augen hin und wieder eine kleine Verschnaufpause zu gönnen (zum Beispiel mit einem Spaziergang um den Block oder einem kurzen Blick aus dem Fenster), sondern auch auf die Alarmzeichen zu hören, die das hochempfindliche Sehorgan uns vermittelt.